Nan Lang in Shangai
– JING’AN
Wenn das Fahrrad im Wohnzimmer steht
„Hier begegnet der Westen dem Osten, das Alte lebt mit dem Modernen zusammen. Das alte Shanghai ist überaus faszinierend. Das Shanghai der Zukunft ist unmöglich vorauszusehen.“ Eine moderne Stadt mit einem alten Körper in sich, genau wie Nan Lang.
Wo der Osten dem Westen begegnet und die Zukunft unvorhersehbar ist
Shanghai ist nicht nur eine Stadt, eine einfache Stadt (vorausgesetzt, dass es einfache Städte gibt), Shanghai ist mehr als alles, was man sich vorstellen kann. Es ist groß und komplex wie eine Nation, es hat fast dreißig Millionen Einwohner, es ist die am zweitdichtesten besiedelte Stadt der Welt, es hat eine lange Geschichte und weist ihre Spuren auf, es ist riesig und lässt einen winzig fühlen oder berauscht mit seiner Energie. Nan Lang ist ein stiller, zurückhaltender Mann, der scheinbar die Energie der Stadt in sich aufnimmt und wunderbarerweise in ruhige und sichere Gesten sowie Worte und – wer weiß – vielleicht auch Gedanken verwandelt. Er kam nach Shanghai, um als Designer zu arbeiten und das tut er auch. Seine Wohnung ist voller Dinge, doch keines scheint nicht an seinem Platz zu sein. Vielleicht muss man, um in einer so großen, so chaotischen Stadt und in einem sich ständig ändernden Land leben zu können, alles unter Kontrolle haben, oder zumindest das, was man unter Kontrolle haben kann. Nan Lang arbeitet als Designer und meint über sich selbst, dass er ein moderner Mensch ist, mit einem alten Mann in seinem Körper. Er ist schüchtern wie der Hundewelpe, den er vor kurzem von der Straße gerettet hat. „Meine Katze ist hingegen sehr gesprächig“, sagt er mit einem Lächeln. Wenn es einen Ort gibt, wo sich heute ein modern lebender, jedoch sich innerlich etwas alt fühlender Architekt wohlfühlen kann, ist dieser vielleicht genau Shanghai, im alten französischen Stadtviertel. „Mein Viertel ist sehr schön. Die Gebäude im alten Shanghai haben diese wunderschönen Details. Auch die Lage ist gut. Ich kann zu Fuß zur Arbeit gehen. Das ist sehr praktisch.“ Die Wohnung von Nan Lang offenbart sich in warmem Licht und mit der Atmosphäre eines Zufluchtsortes, der Zentimeter für Zentimeter gestaltet wurde. Sie ist voller Dinge, doch besonders eines liegt seinem Besitzer am Herzen: „Das ist die Heiratsurkunde meiner Großeltern. Ich habe sie eingerahmt und bewahre sie bei mir Zuhause auf. Es ist ein ganz wunderbares Stück, das mir viel bedeutet. Es ist ein Teil meiner Geschichte.“ Die Geschichte eines jeden von uns beginnt in der Ferne, auch jener, die in derselben Stadt der Eltern und Großeltern geboren und aufgewachsen sind. In Shanghai kreuzen sich Millionen von Geschichten, die anderswo begonnen haben und in diesem städtischen Universum zusammenlaufen. Eine perfekte Umgebung, um an Linien, Farben und Materialien der Dinge zu arbeiten, um zu versuchen, Möbeln und Kleidern Form zu geben. Nan Lang liebte es schon immer zu zeichnen, schon in seiner Kindheit. Nun besitzt er eine eigene Modemarke und behauptet, dass sich seine Arbeit aus vielen Arbeiten zusammensetzt. „Ich liebe Innenarchitektur, ich mag Bereiche, in denen sich Menschen schnell wohlfühlen. Außerdem widme ich mich dem Graphic Design, der Mode und Dekorationen. Es ist eine abwechslungsreiche Arbeit und ich liebe sie sehr. Ich liebe mein Leben, ich liebe das Leben im Allgemeinen.“ Ein Designer in einer Stadt, die ständig neu entworfen wird. „In Shanghai gibt es ein sehr intensives Kulturleben. Es gibt Veranstaltungen, Ausstellungen, Galerien. Die Stadt ist heute sehr allumfassend. Hier begegnet der Westen dem Osten, das Alte lebt mit dem Modernen zusammen. Das alte Shanghai ist überaus faszinierend. Das Shanghai der Zukunft ist unmöglich vorauszusehen.“ Eine moderne Stadt mit einem alten Körper in sich, genau wie Nan Lang.
HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES EXEMPLAR
Zwei Bücher, drei Kontinente, dreizehn Städte, fünfundzwanzig Häuser.
Zwei fotografische Bücher, die von Licht, Menschen und Leben erzählen und eine Reise schildern, die im Jahr 2019 begann und uns an immer unterschiedliche Orte und Breitengrade führte, um ein anderes Licht und damit andere Kulturen des Wohnens zu erleben.